ESSENER INDUSTRIEMONITOR 2024: ZUVERSICHT IM PRODUZIERENDEN GEWERBE – TROTZ HERAUSFORDERUNGEN

V. l. n. r.: Andre Boschem (Geschäftsführer EWG), Thomas Kufen (Oberbürgermeister Stadt Essen), Kai Bonnen (Leiter Unternehmensservice EWG). | © Moritz Leick, Stadt Essen

Pressemitteilung:

Mit über 3.000 Unternehmen und Niederlassungen gehört das produzierende Gewerbe zu den tragenden Säulen des Wirtschaftsstandortes Essen. Rund 40.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte erwirtschaften eine Bruttowertschöpfung von knapp 5 Milliarden Euro. Das entspricht rund 20 % der Gesamtwertschöpfung in Essen. Um Einblicke in die aktuelle wirtschaftliche Lage und Stimmung in der Branche vor Ort zu erhalten und die individuellen Bedarfe und Herausforderungen der Unternehmen des produzierenden Gewerbes in Essen zu erfassen, hat die EWG – Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH in Kooperation mit dem Amt für Statistik, Stadtforschung und Wahlen der Stadt Essen erstmals eine Befragung unter den Betrieben durchgeführt. Die Ergebnisse des „Essener Industriemonitors 2024“ liegen nun vor.

Wie sehen Sie die wirtschaftliche Entwicklung Ihres Unternehmens? Was sind die größten Herausforderungen? Ist Essen ein industriefreundlicher Standort? Antworten auf diese und viele weitere Fragen stehen im Fokus des „Essener Industriemonitors 2024″. Dafür hat die EWG im Juni dieses Jahres einen Fragebogen an 237 Essener Unternehmen des produzierenden Gewerbes mit mehr als 25 Beschäftigten verschickt. Die Auswertung der Antworten ist nun abgeschlossen und liefert wertvolle Erkenntnisse unter anderem zu der Entwicklung, der Investitionsbereitschaft, der Innovationskraft und den Herausforderungen der Unternehmen am Standort Essen. Die Ergebnisse haben Thomas Kufen, Oberbürgermeister der Stadt Essen, und Andre Boschem, Geschäftsführer der EWG, heute im Rahmen eines Pressegesprächs im Essener Rathaus vorgestellt.

Insgesamt haben 85 Unternehmen an der Befragung teilgenommen. Das entspricht einer Rücklaufquote von 36 %, was unter statistischen Gesichtspunkten als überdurchschnittlich solide Quote gilt.  35 % davon gehen in den nächsten zwölf Monaten von einer Verbesserung der wirtschaftlichen Lage aus, während 17 % eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation erwarten. Diese positive Einschätzung spiegelt sich auch in den Aussagen der Unternehmen wider, wonach überwiegend mit steigenden oder gleichbleibenden Beschäftigten- und Auszubildendenzahlen in den kommenden drei Jahren gerechnet wird. Zudem gehen 77 % der befragten Unternehmen in diesem Zeitraum von steigenden oder gleichbleibenden Investitionen aus. Generell beurteilen 47 % der befragten Unternehmen den Standort Essen als industriefreundlich – gegenüber 22 %, für die das nicht der Fall ist. Was die Kooperationsbereitschaft der Unternehmen im Hinblick auf die Entwicklung innovativer Produkte betrifft, zeigt sich ein geteiltes Bild: Während die eine Hälfte Kooperationen mit Unternehmen und Forschungseinrichtungen durchführt, spielt das für die andere Hälfte keine Rolle.

Allen Unternehmen gemein ist: sie sehen sich großen Herausforderungen gegenüberstehen. Dabei wird der Fachkräftemangel von 49 % der befragten Unternehmen als größtes Hemmnis zur Erweiterung oder als wichtigster Grund zur Reduzierung der Geschäftstätigkeit angesehen. Auch Genehmigungsverfahren (39 %), Flächenverfügbarkeit (29 %) und Umweltauflagen (28 %) wurden als weitere Hemmnisse bzw. Gründe genannt. Hinzu kommen die Herausforderungen bei der Umsetzung nachhaltiger betrieblicher Maßnahmen. Dabei sehen die befragten Unternehmen die gesetzlichen und regulatorischen Anforderungen sowie die Finanzierung als größte Herausforderungen. Gefragt nach den Angeboten, die sich die Unternehmen in Essen wünschen, stehen die Gewinnung und Bindung von Mitarbeitenden sowie die Finanzierung von Investitionen ganz oben auf der Liste.

„Die Ergebnisse der Befragung liefern uns wichtige Erkenntnisse, die uns helfen, passgenaue Lösungen zu erarbeiten und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in Essen langfristig zu sichern“, sagt Thomas Kufen. „Denn vom verarbeitenden Gewerbe über die Energie- und Wasserversorgung bis hin zum Baugewerbe – die produzierenden Unternehmen sind eine treibende Kraft für die Leistungs- und Zukunftsfähigkeit unseres Wirtschaftsstandortes. Damit das so bleibt, ist es mir als Oberbürgermeister ein besonderes Anliegen, gemeinsam mit der Essener Wirtschaftsförderung Maßnahmen zu entwickeln und Initiativen zu fördern, um den Unternehmen bestmögliche Rahmenbedingungen zu bieten.“

„Mit dem Industriemonitor 2024 haben wir erstmals ein Instrument zur Hand, das in Ergänzung zu bereits bestehenden Umfragen anderer Institutionen eigene Schwerpunkte setzt und dessen Fragen speziell auf das wirtschaftliche Umfeld in Essen zugeschnitten sind. So wissen wir um die Sorgen und Nöte der Unternehmen, auf die wir als Wirtschaftsförderung gezielt eingehen können. Dies ermöglicht uns, maßgeschneiderte Unterstützungsangebote zu entwickeln und bereits bestehende Initiativen zu optimieren“, ergänzt Andre Boschem.

Initiativen und Maßnahmen zur Unterstützung

Die Stadt Essen und die Essener Wirtschaftsförderung haben bereits zahlreiche Initiativen zur Unterstützung der Essener Unternehmen gestartet und planen weitere Maßnahmen, die gezielt auf die Bedarfe der Betriebe vor Ort ausgerichtet werden.

Insbesondere bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels können die Unternehmen auf bedarfsgerechte Unterstützungsangebote zurückgreifen. Dazu gehören Initiativen wie die Bürogemeinschaft Migrationsökonomie zur Integration von Menschen mit Einwanderungsgeschichte in den lokalen Arbeitsmarkt, das kürzlich gestartete Fachkräfteportal www.karriere-in-essen.de sowie diverse Angebote und Projekte der Arbeitsmarktförderung. Auch die Etablierung der Essener Arbeitsmarktkonferenz ist ein zentraler Bestandteil dieser Maßnahmen.

Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt liegt auf der Bereitstellung adäquater Flächen für Unternehmen des produzierenden Gewerbes. Hierzu wurde im August 2024 die Entwicklungsgesellschaft Urbane Flächen und Hafen Essen mbH gegründet, die den Stadthafen Essen zu einem modernen Wirtschaftsstandort weiterentwickelt und somit ein hochwertiges Angebot an gewerblich-industriellen und gemischt genutzten Flächen bereitstellt. Die 2023 gegründete Freiheit Emscher Entwicklungsgesellschaft mbH treibt mit Beteiligung der Stadt Essen die Entwicklung und Vermarktung der fünf Entwicklungsflächen von Freiheit Emscher im Essener Norden und im Bottroper Süden voran. Dadurch steht zukünftig eine rund 150 ha große Flächenreserve für die Ansiedlung von hochwertigem Gewerbe und moderner Industrie zur Verfügung.

Schließlich ist die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren ein zentrales Anliegen der befragten Unternehmen. Eine Aufstockung der Planstellen im Bauordnungsamt sowie die Einführung neuer Organisationsstrukturen zur Prozessoptimierung innerhalb der Verwaltung sind hier entscheidende Maßnahmen, die seitens der Stadt zeitnah in Angriff genommen werden.

Der Industriemonitor 2024 offenbart, dass es zudem notwendig ist, die Angebote der Stadt Essen und der Essener Wirtschaftsförderung zum Thema Nachhaltigkeit verstärkt in die Unternehmerschaft zu transportieren. Dazu gehört der Aktionsplan Nachhaltige Energie und Klima (SECAP), in dessen Rahmen unter anderem die systematische und dauerhafte Etablierung von Klimaschutz und Ressourceneffizienz in den Essener Gewerbegebieten sowie die Identifizierung und Nutzung von Synergien zwischen den Unternehmen vorangetrieben wird. Eine weitere unterstützende Maßnahme ist die gezielte Fördermittelberatung. Die EWG informiert Essener Unternehmen zu den wichtigsten Förderprogrammen und unterstützt sie dabei, ihre Prozesse und Geschäftsmodelle ökologisch und ressourceneffizient auszurichten.

Um Kooperationen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft zu fördern und somit die Innovationskraft der Essener Unternehmen weiter zu stärken, setzt die EWG auf verschiedene Formate zur Kooperationsanbahnung. Hier sind vor allem ESSEN DIGITALISIERT, eine mehrtägige Veranstaltung rund um Digitalisierung in Unternehmen, die InnovationsWerkStadt zur Vernetzung von Unternehmen und F&E-Einrichtungen, der Essener Wissenschaftssommer sowie gezielte Matchmaking-Angebote mit wissenschaftlichen Institutionen hervorzuheben.

Download „Essener Industriemonitor 2024“